Beloved Homeland - Stimmen aus Israel und Palästina

„Beloved Homeland - Stimmen aus Israel und Palästina“ | Film und Gespräch

Knapp 50 Menschen kamen am Mittwochabend bei der Filmpräsentation des von der Heinrich-Böll-Stiftung produzierten Films „Beloved Homeland - Stimmen aus Israel und Palästina“ im Kino am Raschplatz zusammen. In 18 Interviews erzählt der Film die ganz unterschiedlichen Narrative und Wahrnehmungen des Nahost-Konflikts aus Jerusalem, Gaza-Stadt, Bethlehem, Sderot, Tel Aviv und vielen weiteren Orten. Im Anschluss diskutierte das Publikum angeregt mit Kerstin Müller, die viele Jahre in Tel Aviv gelebt und dort das Auslandsbüro der Heinrich-Böll-Stiftung geleitet hat. Der Abend wurde moderiert von der Fernsehredakteurin Monika Fabricius.

Der Rückblick auf den Film „Beloved Homeland - Stimmen aus Israel und Palästina“ ist komplex, denn er erzählt nicht nur eine, sondern gleich 18 Geschichten und jede davon ist von individuellen Erfahrung im und um den Nahost-Konflikt geprägt. Das sei auch das Ziel des Films gewesen, erklärt Mitproduzentin Kerstin Müller bei der anschließenden Diskussion: „Wir wollten die unterschiedlichen Narrative ein und desselben Konflikts zeigen.“

Es wurden neun palästinensische sowie neun israelische Interviewpartner*innen gebeten, ihre Sicht des Konflikts zu schildern. Dabei kommen vor allem Sprecher*innen von Nichtregierungsorganisationen, Journalist*innen und Kooperationspartner*innen der Heinrich-Böll-Stiftung in Israel und Palästina zu Wort, aber auch jüdische Siedler*innen sowie im Gaza-Streifen lebende Palästinenser*innen schildern. Allesamt schildern ihre unterschiedlichen Lebensrealitäten. Die Konfliktbeschreibung reicht von nach Selbstbestimmung strebenden Palästinenser*innen, die den status quo für eine „Ein-Staaten-Realität“ halten, in der sie nicht leben wollten, bis hin zur Verteidigung der israelischen Siedlungspolitik: „Solange es keine Einigung gibt, kann niemand die Juden daran hindern, in Judäa und Samaria zu siedeln.“

Der kontroverse Film, der ohne Erzähler*in auskommt, lieferte viele Anhaltspunkte für die anschließende Diskussion. Schon bei der ersten Frage nach der Wahrnehmung des Konfliktes vor Ort wusste Kerstin Müller von diversen Umgangsformen mit diesem zu berichten, denn in manchen Lebensrealitäten spielt dieser kaum eine Rolle. Eine Mitschülerin ihrer Tochter habe zum Beispiel gar nicht davon gewusst, dass es eine Mauer gibt, die Israel und das Westjordanland voneinander trennt. An anderen Tagen und zu Zeiten der „Messer-Intifada“ sei der Konflikt dagegen auch in Tel Aviv nahezu unumgänglich gewesen. „Der sogenannte status quo führt nicht zum Frieden“, fährt Kerstin Müller fort und erläutert, dass die israelische und palästinensische Zivilbevölkerung kaum noch in Kontakt zueinander stehen. Die Palästinenser*innen würden die Israelis zunehmend nur noch als Soldat*innen wahrnehmen. Zudem habe der Dialog durch die palästinensische Anti-Normalisierung-Kampagne weiter abgenommen, was darüber hinaus auch die Stiftungsarbeit vor Ort erschwere.

Beide Völker beanspruchten ein Recht auf Selbstbestimmung, dass ihnen völkerrechtlich und durch die Resolution der UNO auch zusteht. Daher gebe es bis heute keine positive Alternative zur Zwei-Staaten-Lösung, obwohl diese immer illusionärer erscheine. Im weiteren Gespräch wurden die Rolle der USA und Donald Trumps, das Abhängigkeitsverhältnis des Westjordanlands und des Gaza-Streifens zu Israel und die Bundestags-Resolution zur BDS-Kampagne weiter thematisiert, bis Monika Fabricius und Franziska Wolters die Veranstaltung zu einem gelungenen Ende trugen.

Jan-Niklas Kemper (Stiftung Leben & Umwelt)

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Ansprechpartner ist Niko Pewesin, Heinrich-Böll-Stiftung e.V., Abteilung Internationale Zusammenarbeit | Referent Israel, Palästina, Ägypten und Jordanien, T +49-(0)30-285 34-354

niko.pewesin@boell.de | www.boell.de

Veranstalterin: Stiftung Leben & Umwelt / Heinrich-Böll-Stiftung Nds., Warmbüchenstraße 17, 30159 Hannover, www.slu-boell.de, info@slu-boell.de, 0511 30 18 57 0

In Kooperation mit: Heinrich-Böll-Stiftung e.V., Kino am Raschplatz